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Die Dreifaltigkeit eines Barden

Überlegungen zur Charaktererstellung (insb. Klassenwahl und Handwerk) und wozu die Unzufriedenheit damit führen kann

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Nein, das hier hat nichts mit Religion zu tun und auch nicht damit, daß seit der Verfügbarkeit der amerikanischen Server auch auf Landroval und Laurelin ein Shahn existiert, der nicht nur zur Reservierung des Namens dient. Wirklich gelebt wird er auf den beiden aber trotzdem nicht, er hört sich nur Musik an und macht vielleicht auch mal welche. Auf Landroval wird er für den Besuch des Weatherstock Musikfestivals benötigt, auf Laurelin für die wunderschöne Musik der Shades.

Aber worum geht's denn nun hier? Es geht darum, daß ein und dieselbe Rolle durch mehrere Charaktere verkörpert wird. Klar soweit?

Nein? Dann muß ich wohl ein wenig weiter ausholen - ja, noch weiter als schon im ersten Absatz. Mir ist dieses Phänomen bereits vor längerer Zeit begegnet und zwar in der Form, daß mehrere Charaktere eines Spielers sehr, sehr ähnliche Namen hatten und dann, sagen wir zum Beispiel während des Besuchs eines spielerbetriebenen Gasthauses, durchaus mal gewechselt wurden und ein und derselbe Schankwirt (die Rolle) dann eben mal XYZ und mal XYYZ (die Charaktere) über dem Kopf stehen hatte.
Nun, wie sagt man so schön? Namen sind Schall und Rauch, und das gilt natürlich ganz besonders für Rollenspieler in Bezug auf die Namen, die über einem Charakter stehen.

Solange die verschiedenen Charaktere gleich aussehen, sich gleich verhalten und sich natürlich insbesondere mit demselben Namen vorstellen, spricht eigentlich nichts dagegen. Ich fand es damals, als ich mit dieser Art zu spielen das erste Mal konfrontiert wurde, ein wenig merkwürdig, was vermutlich hauptsächlich daran lag, daß der Charakterwechsel während eines laufenden Rollenspiels geschah.
Wie dem auch sei, für mich lautete die Devise seinerzeit: 1 Charakter, 1 Rolle - also das, was wohl der Normalzustand sein dürfte.

Woher nun also der Sinneswandel? An dieser Stelle kommen nun auch spielmechanische Aspekte zum Tragen, zunächst das Handwerkssystem.
Es hat mich von Beginn an gestört, daß es nicht möglich ist, sich seine Handwerkstätigkeiten frei auszuwählen. Das Argument, daß dadurch das Miteinander der Spieler gefördert werden soll, war in meinen Augen schon immer ein reines Alibi. Es gibt 10 Berufe, gruppiert in 7 unterschiedlichen Berufungen. Ob nun berufungsmäßig gebunden oder frei wählbar, man benötigt 4 Charaktere um alle 10 Berufe abzudecken, die Gängelei durch die Berufungen ist also völlig unnötig. Diese Aussage läßt die Handwerksgilden außen vor, diese wurden erst später ins Spiel integriert. Will man die speziellen Gildenrezepte in jedem produzierenden Beruf verwenden, benötigt man in der Tat auch 7 Charaktere.
Daß Shahn ein Gelehrter sein würde war von Anfang an klar, das paßte einfach. Den Gelehrten gibt es nur im Berufsbündel des Historikers, der mir den Bauern und den Waffenschmied mitbeschert. Bauer, na gut, darüber läßt sich reden, hat sich Shahn halt auf den Anbau von Pfeifenkraut spezialisiert, was sogar noch ein recht beliebtes Liedchen hervorbrachte, dazu dann noch Getreide für's Hottehü - fein.
Aber der Waffenschmied schmeckt mir bis heute nicht - natürlich habe ich aber auch diesen Beruf vorangetrieben. Eigentlich sollte Shahn auch seine eigenen Instrumente bauen, der Drechsler wäre also der passende Ersatz für den Waffenschmied gewesen. Geht aber nicht, naja.

Natürlich hatte ich neben Shahn schon länger auch andere Charaktere, um neben dem Barden auch die anderen Klassen kennenzulernen und nebenbei das Handwerk komplett abzudecken. Die Energie für die Verkörperung einer Rolle floß aber stets zum aller größten Teil in Shahn. Shahn war der Charakter, mit dem ich Rollenspiel aktiv betrieb, bei den anderen war es eher passiv - zwar stets offen für Rollenspiel und auch jede sich bietende Gelegenheit - also angespielt werden - nutzend, aber nicht forcierend wie mit Shahn, der im Übrigen der einzige meiner Charaktere mit einer richtigen Geschichte ist.
Dann las ich kürzlich im Forum - ich weiß gar nicht mehr ob im deutschen oder englischen Teil - in irgendeinem Zusammenhang die Aussage eines Spielers, er wäre ein 1-Charakter-Spieler: 1 Server, 1 Spielfigur, fertig - auch nicht weitere Charaktere auf anderen Servern.
Etwas minimalistisch für meinen Geschmack, aus rollenspielerischer Sicht aber gar nicht so abwegig. Wie viele Charaktere kann man auf Dauer schon wirklich mit authentischem Leben füllen?

Die Zeit meiner tiefgründigen Rollen liegt schon ein Weilchen hinter mir, Shahn ist ein rollenspielerisches Leichtgewicht, ein Charakter zum Spaß haben. Eine Energiesparmaßnahme, wenn man so will. Der Wunsch nach mehr spieltechnischer Abwechslung und Umgehung der Berufsgängelei blieb davon aber unberührt. Wie nun also diese verschiedenen Wünsche unter einen Hut bringen? Energie für aktives und konsistentes Rollenspiel in nur 1 Figur stecken, dabei aber nicht auf das Spielen unterschiedlicher Klassen und das Ausüben weiterer Handwerke verzichten müssen.

Da fiel mir dann besagtes Ereignis von anno dazumals wieder ein. Eine Verknüpfung der Charaktere auf der Basis von sich stark ähnelnden Namen schwebte mir allerdings nicht vor, auch wenn die Verwendung von Shan als Variante naheliegend war, da das zweite h gerne mal von einigen Leuten vergessen wird. Warum ist mir zwar nach wie vor schleierhaft aber sei's drum. Nein, zwei Charaktere würden ohnehin nicht ausreichen und wie sollte dann der dritte heißen? Sahn? Schahn?
Es sollte schon ein vernünftiger Name für jeden einzelnen Charakter sein, zumal der gute Shahn davon schon reichlich besitzt. Von Anfang an schon gab es den Namen, den er laut Geschichte von den Elben bekommen hat: Aralam. Dazu gesellten sich dann im Laufe seines tatsächlichen Lebens auf Belegaer noch der Herr Musikus, den er von seinem Sonnenschein Kyanita bekam, und Pessgarab, den er wiederum von einem Elben bei einer zufälligen Begegnung erhielt. Der Musikus war schon in Verwendung, somit waren die Weichen gestellt.

Damit sind wir nun am Ziel angelangt. Eine Rolle, die des Barden Shahn Gomeli, verkörpert von 3 Charakteren:

  1. dem originalen Shahn, dem gelehrten Barden
  2. dem schurkischen Waldhüter, benannt nach Shahns unverkennbarem Markenzeichen
  3. dem kundigen Freibauern Aralam, denn kochen kann doch schließlich jeder

Damit habe ich alle Aspekte der Rolle in spieltechnischer Hinsicht abgedeckt, nur der ungeliebte Waffenschmied hängt mir noch an.

Der Barde war einfach die Wahl für den Anfang, denn das ist Shahn schließlich, ein Barde. Außerdem habe ich mir natürlich damals zu Zeiten der Open-Beta noch gar keine weiteren Gedanken in der hier geschilderten Hinsicht gemacht. Da gab es nur den einen Charakter mit der Geschichte, die passende Klasse, das naheliegende Handwerk und ... das Musiksystem. Also: Barde, Historiker, Shahn, fertig.
Im Nachhinein betrachtet ist der Barde in meinen Augen selbst nach Einführung des Runenbewahrers die lore-technisch unmöglichste und unpassendste Klasse im ganzen Spiel. Aber dabei bleibt es jetzt, und schön spielen läßt er sich außerdem.

Die Klasse des Kundigen bietet mir die Gelegenheit, Kreise auf den Boden zu malen, was bei Tanzveranstaltungen sehr nützlich sein kann, sowie die Verfügbarkeit tierischer Begleiter, was zur Geschichte paßt. Eigentlich gehören für mich die Klasse Kundiger und der Gelehrte fest zusammen, aber der war nun mal schon durch den Original-Shahn abgedeckt. Mein Vorschlag, die Rasseneigenschaft der Elben Im Einklang mit der Natur als erwerbbare Eigenschaft für alle verfügbar zu machen, wurde zwar damals - vor langer, langer Weile - von den Entwicklern im Dev-Chat interessiert aufgenommen, aber ich habe jede Hoffnung aufgegeben, daß sich in der Hinsicht noch etwas tun wird. Mit Shahn hätte ich dafür sogar einen Slot für eine legendäre Eigenschaft geopfert. Rennen die Tierchen also weiterhin vor ihm weg. Mit dem Kundigen hole ich mir mein tierisches Publikum bei Bedarf eben selber.

Den Schurken finde ich einfach nett zu spielen. Außerdem verkörpert er in seinen Fähigkeiten sehr schön die spitzbübischen und opportunistischen Eigenschaften von Shahn.
Beim Handwerk fehlte eigentlich nur noch das Drechseln. Für den dritten Charakter ist die Wahl des Freibauern mit dem Koch als Ergänzung zum schon (2x) vorhandenen Bauern naheliegend, weil erstens weniger zusätzlicher Handwerksballast und zweitens, wie bereits gesagt, kochen kann doch schließlich jeder - es muß ja niemand essen. Das Schneidern ist eine nette Dreingabe, die ich durchaus passend finde.

Erste Erfahrungen mit der Akzeptanz dieses Konzepts konnte ich auf einigen Spielerveranstaltungen sammeln, wie z.B. dem Breemarkt und der Belebung Bruchtals. Die Erfahrungen waren überwiegend positiv. Dabei hilft es natürlich enorm, wenn die Rolle wenigstens 1 ausgwiesene Marotte hat.
Shahns Eyerey, die konsequente Schreibweise von Ei-Lauten mit y statt i, ist dabei ausgesprochen hilfreich. Von manchen wird es als Akzent verstanden, dabei ist es tatsächlich nur eine atmosphärische Marotte, die sich übrigens auch hier bei den Liedtexten, im Tagebuch und überall dort findet, wo Shahn spricht und nicht ich. Ein entsprechender Hinweis fand sich bis zur Änderung der entsprechenden Richtlinien durch Turbine auch in der Biographie der Spielfigur. Man kann aber selbstverständlich nicht erwarten, daß sich alle Spieler erst die Biographie eines Charakters durchlesen, bevor sie mit ihm interagieren, besonders dann nicht, wenn man auch oft anonym unterwegs ist, was das Inspizieren unterbindet.
Das zweite unverwechselbare Kennzeichen ist das fröhliche Talli Ho, das Shahn gern allen entgegenruft.
Die Möglichkeiten zur Gestaltung des Gesichts sind recht eingeschränkt, was eine Unverwechselbarkeit mit diesen Mitteln nahezu unmöglich macht. Eine übliche Kleidung, in Shahns Fall die Holzfällerkleidung, bietet hier entsprechenden Mehrwert, und natürlich darf man sein Markenzeichen nicht vergessen: den mit zwei Federn bestückten Hut des Ehrenlandbüttels, dem er auch einen seiner Namen verdankt. Es ist inzwischen schon zu einer Art Running-Gag im Spiel geworden, daß Shahn sein Hütchen auf haben muß, um von allen, insbesondere den Hobbits, auch immer erkannt zu werden.
Richtiggehend zementiert habe ich das Konzept im Rahmen der 2. Auenlandtour Anfang 2012, bei der ich jeweils im Wechsel alle drei Charaktere bei den Konzerten eingesetzt habe.

Damit bin ich am Ende meiner Ausführungen zu diesem Thema. Ich weiß nicht, ob der ein oder andere hieraus etwas Brauchbares für sich mitnehmen kann. Falls ja, freut es mich, falls nein, war es für mich immerhin mal wieder eine nette Schreibübung.
Meinungen willkommen.

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Shahn Gomeli T.B. Trennlinie Impressum