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Ritterfest auf Schloß Rheydt

04.08.2007

Ja, ich hab´s endlich mal wieder geschafft ein Mittelalterspektakel zu besuchen. Am Samstag, dem 4. August, ging´s mit dem Drahtesel gen Rheydt. Nur dumm daß Schloß Rheydt gar nicht in oder bei Rheydt liegt sondern eher in der Nähe von Giesenkirchen. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, denn vor etwa 1 Jahr bin ich bei anderer Gelegenheit schon mal dorthin geradelt. Naja, was soll´s ... aufgrund der mäßigen - oder sollte ich sagen "so gut wie nicht vorhandenen" - Beschilderung noch ein paar extra Schleifen gedreht, um dann schließlich gegen 13 Uhr das Ziel zu erreichen.
Alles kein Problem: herrliches Wetter von früh morgens bis spät in die Nacht und darüber hinaus.
Bestens ausgestattet mit allem was nötig schien und dabei doch nicht überladen - Notizblock, Stift, Digitalkamera und ausreichend Batterien ließen sich problemlos in den Taschen der Weste unterbringen - habe ich mich also ins Getümmel gestürzt:
Am Eingang gab´s alles für´s leibliche Wohl und einen Stand, an dem man Mittelaltermusik auf CD und DVD erstehen konnte. Erstmal die Wallanlage mit den diversen Ständen abgelaufen und dann einen Blick auf die Burgwiese geworfen: Schauprogramm im Wechsel mit Musik von A la via und WirrWahr. Das wiederholte sich im 2- bis 3-Stunden-Rhythmus bis etwa 19 Uhr. Die Musik habe ich mir bis auf kurze Ausnahmen bewußt nicht vorher angehört, da beide Gruppen am Abend auch als Vorgruppen von Schelmish spielen sollten. Das interessanteste am Schauprogramm waren weniger die Kämpfe als vielmehr die Hintergrundinformationen, die es zu Bewaffnung und Gepflogenheiten im Mittelalter gab. Auch das wollte ich mir in aller Ausführlichkeit bis zum Abend aufheben. Drum herum auch hier wieder diverse Stände zur Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse: Prost!
Auf dem Burginnenhof schließlich waren die "Mach-Mit"-Stände für die Kinder: Schmieden, Filzen und anderes. Weitere Stände dieser Art fanden sich natürlich auch auf der Wallanlage: Ponyreiten, Bogenschießen, Ritterturnier und Armbänder oder Anhänger aus Leder selbst anfertigen. Für die großen Besucher gab es auch noch Messer- oder Axtwerfen. Weitere Unterhaltung auf der Wallanlage boten 2 Gaukler.
Daneben gab es dann auch noch einen Teil der alten Verteidigungsanlagen der Burg zu bestaunen. Das hat zwar nicht direkt etwas mit dem Ritterfest zu tun, da diese Anlagen immer besichtigt werden können, aber hier wollte ich anfangen, mein Vorhaben der Berichterstattung in die Tat umzusetzen. Also die Kamera gezückt, Batterien eingesetzt und ... nichts. Hmm, vielleicht Batterien erwischt, die doch nicht mehr ganz so voll waren. Aber man hat sich ja gut vorbereitet, also flink die Batterien gewechselt und ... wieder nichts. Nachdem ich alle 8 Batterien durchprobiert hatte, von denen mindestens 2 nachweislich noch die volle Kapazität hatten, gelangte ich zu der bitteren Erkenntnis, daß die Kamera wohl still und leise ihren Geist aufgegeben hat - möglicherweise ist irgendein auf dem Gehäuse nicht vermerktes Verfallsdatum abgelaufen - der erste Reinfall.
Nach Besichtigung der Kasematten ging´s zurück auf die Wallanlage ... zum dritten oder vierten Umlauf, mal links mal rechts herum. Im Großen und Ganzen betrachtet war es nicht viel was geboten wurde, aber ausreichend und abwechslungsreich, und für den zur Verfügung stehenden Platz eigentlich schon wieder zuviel - in den Nachmittagsstunden war das Gedränge schon ziemlich heftig. Zeitgenössische Anschaffungen standen auf meiner Vorhabenliste, umgesetzt in Form eines Lederbeutels um 5 EUR und einer wollenen Schreiberkappe um 25 EUR. Ob sie das wirklich wert war? Für die Gewißheit, trotz reichlicher Vorsorge in Form von Sonnenmilch (Lichtschutzfaktor 30) keinen Sonnenbrand auf meiner Pläte zu bekommen, auf jeden Fall - und schick ist sie obendrein.
Dann näherte sich die letzte Vorführung der Kampfschau. Dieses Mal einen Platz gesucht, von dem man auch tatsächlich etwas sehen konnte, und dann wurde die Vorführung auf halber Strecke - gerade nach Ende der nicht wirklich unterhaltsamen Kampfeinlagen und bevor der Teil anfangen sollte, auf den ich mich eigentlich gefreut hatte - abgebrochen. Warum? Die Techniker brauchten zusätzliche Zeit für den Soundcheck für das große Konzert. Na toll. Typisch mein Glück. Extra die guten Sachen für später aufgehoben und dann sowas - der zweite Reinfall.
Na gut, ein paar Sachen hatte ich ja auch schon vorher nebenbei mitbekommen. Nun ging es also hinaus aus dem großen Burghof auf die Wallanlage oder in den kleinen Burginnenhof, damit die Techniker in Ruhe ihre Checks machen konnten.
Zeit für die Versorgung mit atmosphärischen Getränken. Da wäre zunächst das Kirschbier zu nennen, das mir über den Tag schon so manchen Durst gestillt hatte. Von Preisen brauchen wir ja bei solchen Anlässen nicht zu reden, ganz besonders nicht wenn´s um Getränke geht. Eine Flasche in die Tasche. Dann hätten wir als nächsten Tropfen das "Wikingerblut": Met mit Kirschsaft. Eine Flasche in die Tasche. Dann gab´s an anderer Stelle noch einen Stand mit 3 verschiedenen Metsorten (bei denen man auch mal wirklich den Honig schmeckte). Eine Flasche vom lieblichen in die Tasche. Zurück zum Eingang und noch 2 Literkrüge Beerenweine besorgt: Koboldfeuer und Drachenglut. Noch schnell die Tasche mit den Flaschen beim freundlichen Händler der Beerenweine deponiert und wieder hinein in den großen Burghof, wo nun endlich das Konzert anfangen sollte.
Der Platz, den ich ergattern konnte, war einigermaßen brauchbar, wenn auch ziemlich weit hinten - was sich allerdings später noch als Vorteil erweisen sollte.
Als erstes "A la via": zeitgenössische Musik auf klassischen Instrumenten. Mittendrin Komplettausfall der Elektrik - souverän überspielt, auch wenn man weiter hinten natürlich kaum noch etwas gehört hat. Ein Lied später funktionierten dann zumindest wieder die Mikrofone. Und dafür mußten wir nun eine halbe Stunde länger draußen rumstehen? Naja. Angenehmer Höhepunkt beim Auftritt von A la via: die wunderschöne Sopranstimme, der kleineren der beiden Damen, die leider viel zu selten zur Geltung kam.
Danach "WirrWahr": eine mittelalterliche Spielmannskombo, die neben klassischen Instrumenten auch mal die E-Gitarre zum Einsatz bringt. Mein Eindruck: durchwachsen - die klassischen Stücke haben mir gut gefallen, die modernen Sachen weniger.
Nach einer weiteren kleinen Pause war´s dann endlich so weit: Schelmish.
Tolle Musik, super Show - nur viel zu laut. Ab einem gewissen Pegel wird Musik einfach nicht mehr besser sondern nur noch lauter, und dieser Punkt wurde hier deutlich überschritten. Von der riesigen Pauke spürte man jeden Schlag in der Kehle. Weiterer Wermutstropfen war ein nerviges Stroboskop-Flashlight, das insb. nach der Pause viel zu oft eingesetzt wurde, dazu wurden dann auch noch die Spots für die Publikumsausleuchtung ständig auf- und abgeblendet. Wenn ich Disco will, geh´ ich in eine.
Nichts desto trotz ein gelungener Abend: 1 Stunde A la via, 1 Stunde WirrWahr und inkl. aller Zugaben etwa 2 1/2 Stunden Schelmish.
Was gab´s sonst noch? Etliche waren natürlich in mittelalterlicher Gewandung erschienen, darunter durchaus Sehenswertes z.B. ein Wikinger und ein Krieger mit zweischneidiger Axt auf dem Rücken. Natürlich waren auch wieder die Anhänger der schwarzen Fraktion vertreten, außer ein paar Tanzmäusen aber nichts besonderes darunter, bis auf ein Männlein im Ledertrenchcoat mit Samuraischwert. Es fängt zwar beides mit "M" an, aber Matrix ist nicht gleich Mittelalter. Hätte es einen Wettbewerb für die beste Gewandung gegeben, hätte er definitiv gewonnen: Captain Jack Sparrow nebst Begleitung - wirklich gelungen.
Auch die Versorgung mit Teer und Nikotin war bestens gesichert - strategisch über das gesamte Gelände verteilt glimmte und rauchte es an allen Ecken. Könnte mir ja insb. im Freien ziemlich egal sein, wenn Rauch nicht immer grundsätzlich in meine Richtung ziehen würde und die lieben Raucher nicht 90% der Zeit die Fluppe möglichst weit von sich weg halten, damit auch alle um sie herum an dem Genuß teilhaben können - vergiftet bitte nur Euch selbst!
Kommen wir zum Ende. Aller guten Dinge sind bekanntlich 3 - und der schlechten offenbar auch.
Wohlbepackt mit den diversen Flüssigkeitsbehältnissen - an dieser Stelle habe ich mir doch gewünscht, ich hätte mich den ganzen Tag über mit einem Rucksack abgeschleppt - ging´s wieder auf das Zweirad. So weit so gut. Der Rückweg sollte kein Problem sein, die Beschilderung in der Gegenrichtung ist wesentlich brauchbarer. Leider machte sich kurz nach dem Start ein Wackelkontakt beim Frontstrahler bemerkbar, doch ein kurzer Stupser mit dem Fuß brachte alles wieder ins Reine - vorerst. Dann kam die Bodenwelle. Der Reflektor saß schon immer etwas sehr locker, keine Ahnung ob´s so sein soll oder nicht, aber diese Welle war ihm offenbar zuviel, denn er nahm die Welle und machte die Fliege - inkl. Birne. Der Reflektor ließ sich wiederfinden, die Birne nicht - Reinfall Nummer 3. Nunja, es war warm, eine sternenklare Nacht und der Mond spendete ausreichend Licht, wenn nicht gerade dichte Vegetation die Straße in tiefe Schatten tauchte, und so verlief die weitere Fahrt mit entsprechender Vorsicht und reduzierter Geschwindigkeit, abgesehen von einigen Umwegen aufgrund besserer Beleuchtung, weitgehend problemlos.
Spirituöses Fazit bis heute:

  • zur Vermeidung von länger anhaltenden Nackenverspannungen benutze beim Transport von mehr als drei vollen Flaschen einen Rucksack
  • Kirschbier ... schmeckt nur wirklich gut, wenn es aus Druckbehältern mit Zapfanlage kommt. Aus der Flasche ... bäh. Auch meines eines Vaters Urteil fiel vernichtend aus. Nach 3 Tagen im Kühlschrank ließ sich der auf dem Fest genossene Geschmack in Ansätzen erahnen, die Sonne mag ein Übriges getan haben.
  • Wikingerblut ... lecker

 

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