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Die Geschichte vom Eichhörnchen auf der Hochzeit
von Chevette Wollinger

Diese Geschichte handelt von Liebe, Kampf, Tragik und ... einem Eichhörnchen.
Es begab sich zu jener Zeit, daß die holde Eldrun endlich dem jahrelangen Werben des Nachbarssohns Hilgerd nachgab und einwilligte seine Frau zu werden. Sie wohnten beide in Schlucht, hinten am Teich. Manche von Euch kennen das Haus vielleicht, in dem sie wohnte. Heute wohnt da Elli Blattschneider, die Hundezüchterin.
Unsere Brautleute kannten sich schon seit frühester Kindheit. Sie nannte ihn, als sie es noch nicht besser wußte, immer ein blödes Schaf, er sie eine dumme Nuß. Nun, die Jahre gingen ins Land, die Kinder wurden älter, und irgendwann, nach vielen gemeinsamen Erlebnissen, wurde aus dem Schaf mein Schnuck und aus der dummen Nuß mein Nüßchen.
Im Frühherbst wurden am Ufer des Teichs Tische und Bänke aufgestellt, es war der Tag der Feier. Schlucht ist, wie ihr vermutlich wißt, nicht sehr groß, und das ganze Dorf war eingeladen, mit Eldrun und Hilgerd zu feiern. Die Festtafel war geschmückt, auf einem anderen Tischchen waren die Brautgeschenke, die Aussteuer und dergleichen ausgestellt. Unter anderem auch das Geschenk, das Hilgerd seiner Angebeteten gemacht hatte:
eine goldene Haselnuß, für die er fast all sein Geld ausgegeben hatte, um seinem Nüßchen zu zeigen, wie viel sie im bedeutete.
Eigentlich hat er ihr die Nuß schon vorher geschenkt ... sie ihm dafür auch was ... sogar noch etwas früher ... ihr wißt schon. Aber das muß man ja nicht rumerzählen, oder?

Das Fest war in vollem Gange, als ein neugieriges Eichhörnchen noch unbemerkt von den Gästen auf den Gabentisch kletterte. Als es oben auf dem Tisch saß, blickte es sich neugierig um ... es gab so viel zu sehen. Als es da so saß und den Blick hastig schweifen ließ ... schließlich waren so viele dieser großen, unheimlichen Zweibeiner in der Nähe ... sah es die Nuß.
Die mußte es haben. Also machte es sich auf, aber grad, als es nach der Nuß gegriffen hatte, sah einer der Festgäste das vorwitzige Tier.
Das Eichhörnchen, die Nuß fest zwischen den kleinen Klauen, sprang vom Tisch und rannte so schnell es konnte in Richtung des nächsten Baums. Einige der Festgäste, manche davon auch schon etwas benebelt, sprangen auf und rannten ihm nach, um es zu fangen.
Durch das hastige Aufspringen wurden zwei der Bänke umgestoßen. Dummerweise saß auf einer der Bänke jemand, der bereits richtig betrunken war, und das mit dem Eichhörnchen nicht mitbekommen hatte. Da er seinen Sitznachbarn verdächtigte, ihn mit Absicht mit der Bank umgeworfen zu haben - die beiden mochten sich schon länger nicht, sie lagen sich seit Jahren wegen eines Apfelbaums in den Haaren - ging er wütend auf ihn los. Da er aber bereits recht gezecht hatte, traf er ... natürlich ... jemand anderes. Um es kurz zu machen: während einige dem frechen Eichhörnchen nachjagten, entwickelte sich eine gepflegte Rauferei auf dem Platz.
Durch all den Lärm angelockt kamen auch vier Bannwarte hinzu, die an diesem Tag Dienst hatten. Drei von ihnen versuchten die Rauferei wieder aufzulösen, einer machte sich auf den Weg eine Leiter zu holen, damit die Eichhörnchenjäger in den Baum steigen konnten, auf den das vorwitzige Eichhörnchen sich geflüchtet hatte.
Das Ergebnis der Feier: sechs Leute verbrachten die Nacht eingesperrt, zwei Büttel mußten zum Heiler ... einer fiel von der Leiter.

Und das Eichhörnchen?
Es entkam. Mit der Nuß.

Alles in allem also eine sehr gelungene Feier, auch wenn Eldrun natürlich über den Verlust der Nuß betrübt war. Hilgerd suchte noch lange nach der Nuß, er war ja Holzfäller, und in jedem Baum, den er und seine Kameraden fällten, sah er nach, ob nicht die Nuß in einem Astloch verborgen lag.
Er fand sie nicht.
Die Jahre gingen ins Land, die Hochzeitsfeier und das Eichhörnchen entwickelten sich immer mehr zu einer Annekdote. Eldrun schenkte einem Sohn das Leben, einige Zeit darauf einer Tochter und noch einer Tochter. Bei der Geburt des vierten Kindes verstarb Eldrun im Kindbett und ließ einen trauernden, gebrochenen Hilgerd sowie die Kinder zurück. Als letzten Dienst suchte Hilgerd den Baum aus, aus dem der Sarg seiner geliebten Eldrun gefertigt werden sollte. Er fällte ihn, und aus alter Gewohnheit und Erinnerung suchte er alle alten Astlöcher ab ... und siehe da ... jetzt, da Eldrun tot war, fand er die Nuß.
Er gab ihr die Nuß mit ins Grab, und die Leute, die Eldrun im Sarg liegen sahen, die Nuß in einer Hand, erzählten später, daß sie lächelte ... und Hilgerd lächelte zurück.

Shahn Gomeli T.B. Trennlinie Impressum