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Die Geschichte vom Esel, der zum Markt geführt wird
von Chevette Wollinger

Ein alter Mann und sein zehn- oder zwölfjähriger Knabe trieben einen Esel zum Verkauf im nächsten Städtchen ganz gelassen vor sich her.
"Aber sagt mir nur, Alter!" fragte von den Vorübergehenden einer, "wie könnt Ihr doch so albern sein? Ihr und Euer Sohn zu Fuße? Und der unbeladene Esel geht gemächlich voran!"
Der Alte fand, daß der Fremde Grund zum Spotte habe, setzte seinen Knaben auf den Esel und ging nebenher.
"Schande über den Jungen!" rief bald darauf ein zweiter. "Mußt Du fauler Schlingel denn reiten und Deinen armen alten Vater zu Fuße gehen lassen?"
Der Alte nahm schweigend den Knaben herab und setzte sich selbst auf den Esel.
"So seht mir nur den alten, faulen Kerl!" schrie wenige Schritte weiter ein dritter. "Selbst reitet er auf dem Esel, und das kleine schwache Kind muß neben ihm herschleichen!"
"Auch dem ist noch abzuhelfen", dachte der Alte und nahm den Sohn hinter sich aufs Tier.
"Ist der Esel Euer?" fragte einen Pfeilschuß weiter abermals ein Fremder.
"Jawohl!"
"Nun, das hätt´ ich doch wahrlich nicht gedacht! Sein armes Vieh so zu überladen."
Der Alte stieg herab und schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht mehr", sprach er zu sich selbst, "was ich noch tun soll! Wie auch immer ich es anstelle, immer meckert wer. Wohlan, ich will das letzte versuchen!"

Sie banden dem Esel die Füße mit Stricken zusammen, steckten eine Stange durch und trugen ihn so auf ihren Schultern zu Markte. Waren sie vorher von einzelnen ausgelacht worden, so geschah es jetzt im Allgemeinen. Ein jeder, der ihnen begegnete, spottete laut.
Schließlich wurde der Alte so wütend, daß er den Esel in den nächsten Fluß warf und ohne Tier und ohne Geld, aber wohl voll Verdruß, nach Hause zurückkehrte.
Denn er vergaß die alte weisliche Bemerkung, daß, wer es allen recht machen will, es gewöhnlich bei keinem trifft.

Und wenn ihr meint, jemand mache etwas grundfalsch ... vielleicht hat er seinen Grund.

Shahn Gomeli T.B. Trennlinie Impressum